Logisch, aber dennoch oft umstritten: Reparieren vor Ersetzen

Der Markt für Ersatzteile ist derzeit weltweit angespannt. In der Praxis stehen unternehmerische Entscheidungen der freien Betriebe den Vorgaben der Fahrzeughersteller sowie den Anforderungen der Schadenlenker und Versicherer gegenüber.

Seit Jahren wird das Thema „Reparieren vor Ersetzen“ in der Branche immer wieder diskutiert. Mittlerweile haben sich aufgrund der globalen Umstände Ersatzteile und deren Beschaffung zu einem zentralen Faktor im Unfallschadenprozess entwickelt. Denn ohne die notwendigen Ersatzteile kann die Reparatur der verunfallten Fahrzeuge nicht realisiert werden.

Bereits im Frühjahr dieses Jahres hatte die Interessengemeinschaft Fahrzeugtechnik und Lackierung e. V. (IFL) mittels einer IFL-technischen Mitteilung (01-2022) auf die bevorstehende Situation aufmerksam gemacht. Lieferrückstände von Ersatzteilen sind stets eine unerfreuliche Nachricht. Sie bedeuten eine Verzögerung im Reparaturprozess, was unweigerlich zu Diskussionen mit den Kunden führt. Auch hat dies für die reparaturausführende Werkstatt oft erhöhte Standzeiten und möglicherweise zusätzliche unnötige Rangierarbeiten zur Folge. Im ungünstigsten Fall wird ein kompletter Arbeitsplatz für längere Zeit blockiert, da z. B. Achsteile, Reifen, Räder, Rückleuchten, Kabelbäume usw. nicht lieferbar sind. Darüber hinaus entstehen mitunter weiterer Aufwand und Kosten, wenn der Kunde über einen ungeplant langen Zeitraum ein Werkstattersatzfahrzeug zur Verfügung gestellt bekommt.

Aufgrund der derzeitigen schwierigen Liefersituation von Ersatzteilen sowie unter Berücksichtigung des Umweltaspekts (Stichwort: Nachhaltigkeit), sollte in den Werkstätten möglichst oft unter dem Grundsatz „Reparieren vor Ersetzen“ gehandelt werden.

ABER! Jeder Unfallschaden muss individuell als Einzelfall betrachtet werden. Bei der Entscheidungsfindung sind in jedem Fall die tagesaktuellen Vorgaben des jeweiligen Fahrzeugherstellers/Importeurs zu berücksichtigen. Ausschlaggebend sind gleichfalls auch die dem Betrieb zur Verfügung stehenden Werkzeuge, Qualifizierung der Mitarbeiter u. v. m. Dies sollte von Sachverständigen wie auch den Werkstätten bereits bei der Unfallschadenkalkulation berücksichtigt werden.

Wann immer es möglich ist, sollten schadhafte Bauteile an Fahrzeugen repariert werden, anstatt ganze Komponenten einfach auszutauschen. Davon profitieren alle Beteiligten – vor allem auch die Umwelt. Mehr Handwerkskunst statt Wegwerf-Mentalität hilft dabei, Ressourcen zu schonen und CO2 zu reduzieren.