BMDV stellt Absatzprognosen für schwere Nutzfahrzeuge mit Batterie- und Brennstoffzelle vor

Mit der „Fachkonferenz Klimafreundliche Nutzfahrzeuge“ brachte das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) erstmals Politik, Hersteller, Anwender und Infrastrukturbetreiber zusammen. Rund 800 Personen, davon etwa 200 vor Ort in Berlin und 600 per Webkonferenz online dazugeschaltet, diskutierten am 17. November 2022 Perspektiven, Rahmenbedingungen und Maßnahmen für emissionsfreie Nutzfahrzeuge in Deutschland und Europa.

Daten der Fahrzeughersteller zeigen erstmalig, dass die prognostizierten Absatzzahlen schwerer Nutzfahrzeuge mit Batterie- und Brennstoffzelle in den kommenden Jahren sehr stark ansteigen werden. Nach Zielen der Bundesregierung sollen demnach bereits 2030 drei Viertel der neu zugelassenen Nutzfahrzeuge der Gewichtsklasse ab 12 Tonnen emissionsfrei sein.

Für die Zielerreichung hat das BMDV im Jahr 2020 das „Gesamtkonzept klimafreundliche Nutzfahrzeuge – Mit alternativen Antrieben auf dem Weg zur Nullemissionslogistik auf der Straße“ vorgelegt und Förderprogramme aufgelegt, mit der die Anschaffung von Nutzfahrzeugen der Klassen N1 bis N3 mit batterie- oder brennstoffzellenelektrischem Antrieb sowie Plug-In-Hybrid und Oberleitungs-Verbrenner-Hybridfahrzeuge gefördert werden.

Im Zeitraum 2021 bis 2023 stehen hierfür 1,6 Mrd. Euro für zur Verfügung, die über die NOW GmbH Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (www.now-gmbh.de) beantragt werden können.

Im ersten Förderaufruf im Jahr 2021 wurden 452 Anträge zur Förderung von Nutzfahrzeugen der Fahrzeugklassen N1, N2 und N3 gestellt und 1217 Lkw gefördert. Zum diesjährigen Folgeaufruf sind 1.669 Förderanträge eingegangen, deren Bescheide aktuell noch in der Bearbeitung sind.

Staatssekretär Hartmut Höppner vom BMDV hat auf der Veranstaltung angekündigt, dass im Ministerium eine Budgeterhöhung und Verlängerung des Programms geplant ist.

Aus den Beiträgen und Podiumsdiskussionen gingen die unterschiedlichen Lösungsansätze der OEM hervor, die sich nicht einheitlich auf batterie- oder brennstoffzellenelektrische Antriebe festlegen. In diesem Zusammenhang wurde an die Politik und die Kommission appelliert, dass die ambitionierten Klimaziele nur erreicht werden können, wenn auch die Bestandsfahrzeuge mit Verbrennungsmotor einbezogen werden und E-Fuels nicht kategorisch ausgeschlossen werden.

Die Lkw-Industrie hat signalisiert die Serienproduktion von Lkw mit Batterie- und Brennstoffzellenantrieb Mitte dieses Jahrzehnts hochzufahren, jedoch muss gleichzeitig die Lade- und Tankinfrastruktur noch schneller aufgebaut werden als in der Vergangenheit geschehen. Eine der großen Herausforderungen in diesem Zusammenhang wird u.a. der zusätzliche Flächenbedarf an den Fernverkehrswegen sein. Die Bundesregierung wurde von mehreren Rednern aufgefordert, hierfür die die Bürokratie abzubauen, um die Genehmigungen und Prozesse zu beschleunigen.

Das Bundesministerium prognostiziert nach Cleanroom-Gesprächen mit der Industrie, dass der aktuelle Fahrzeugbestand der Fahrzeugklasse N3 (<12t) in Deutschland von derzeit ca. 80.000 Lkw auf über 100.000 Einheiten im Jahr 2030 steigen wird.

Dem Verbrenner-Antrieb, der derzeit einen Anteil von noch über 99 Prozent hat, wird prognostizier im Jahre 2026 nur noch zu 80 Prozent und 2030 zu 26% in schweren Nutzfahrzeugen verbaut zu sein. Die Annahme geht davon aus, dass in 8 Jahren 17% dieser Lkw als Antrieb die H2-Brennstoffzelle und zu 58% eine Batterie haben werden.

Das Fazit der Veranstaltung ist, dass es zwar noch etliche Lösung gefunden werden müssen, jedoch auf Grund gesetzten Ziele der Anteil der Nutzfahrzeuge mit „klimafreundlichen Antrieben“ rasch zunehmen wird. Allen Akteuren der Nutzfahrzeugbranche – so auch den Aufbauherstellern – wird geraten, sich frühzeitig und intensiv mit diesem raschen Technologiewandel auseinanderzusetzen und Maßnahmen im eigenen Unternehmen umzusetzen.

Der „Fortschrittsbericht zum Gesamtkonzept klimafreundliche Nutzfahrzeuge“ ist unter www.bmdv.bund.de/fortschrittsbericht-klimafreundliche-nutzfahrzeuge verfügbar.

Eine zentrale Website zum Hochlauf klimafreundlicher Nutzfahrzeuge wird von der NOW GmbH betrieben: www.klimafreundliche-nutzfahrzeuge.de. Dort gibt es Infos zur Marktentwicklung, Status zu Förderprogrammen und einen Newsletter-Service.

Die freigegebenen Präsentationen der Veranstaltung finden Sie im NOW-Wissensfinder.